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Palästina: UNICEF stellt Forderungen zum Schutz der Kinder auf

„Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden, insbesondere Kinder, und es muss alles unternommen werden, um sie zu schonen“
PM Israel/Gaza: UNICEF fordert einen sofortigen Waffenstillstand und einen dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe
In den vergangenen 18 Tagen wurden im Gazastreifen erschütternde Folgen für Kinder sichtbar: Berichten zufolge sind 2.360 Tote und 5.364 Verletzte auf die anhaltenden Angriffe zurückzuführen, das sind mehr als 400 getötete oder verletzte Kinder pro Tag. Darüber hinaus haben Berichten zufolge mehr als 30 israelische Kinder ihr Leben verloren. Dutzende befinden sich im Gazastreifen in Geiselhaft. Die vergangenen 18 Tage stellen die tödlichste Eskalation der Feindseligkeiten im Gazastreifen und in Israel dar, die die Vereinten Nationen seit 2006 erlebt haben.

Nahezu jedes Kind im Gazastreifen ist zutiefst belastenden Ereignissen und Traumata ausgesetzt, die von weit verbreiteter Zerstörung, anhaltenden Angriffen, Vertreibung und einem gravierenden Mangel an lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten geprägt sind.
„Die Tötung und Verstümmelung von Kindern, die Entführung von Kindern, die Angriffe auf Krankenhäuser und Schulen sowie die Beschränkung des Zugangs für humanitäre Hilfsorganisationen stellen schwere Verletzungen der Kinderrechte dar“, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. „UNICEF appelliert eindringlich an alle Beteiligten, einem Waffenstillstand zuzustimmen, humanitären Zugang zu gewähren und alle Geiseln freizulassen. Selbst Kriege haben Regeln. Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden, insbesondere Kinder, und es muss alles unternommen werden, um sie unter allen Umständen zu schonen.“
Auch im Westjordanland gibt es einen alarmierenden Anstieg der Todesopfer: Berichten zufolge verloren fast 100 Palästinenser*innen ihr Leben, darunter 28 Kinder, und mindestens 160 Kinder wurden verletzt. Schon vor den tragischen Ereignissen vom 7. Oktober 2023 waren Kinder im Westjordanland mit der höchsten Zahl konfliktbezogener Auseinandersetzungen seit zwei Jahrzehnten konfrontiert, die Berichten zufolge in diesem Jahr bisher 41 palästinensische Kinder und sechs israelische Kinder das Leben gekostet haben.
Die Situation im Gazastreifen belaste zunehmend „unser kollektives Gewissen“, sagte Khodr. „Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder ist einfach erschreckend. Noch beängstigender ist die Tatsache, dass die Zahl der täglichen Todesopfer weiter steigen wird, wenn die Spannungen nicht nachlassen und humanitäre Hilfe – einschließlich Nahrungsmitteln, Wasser, medizinischer Versorgung und Treibstoff – nicht zugelassen wird.“
Treibstoff ist für den Betrieb von lebenswichtigen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Entsalzungsanlagen und Wasserpumpstationen von größter Bedeutung. In den Neugeborenen-Intensivstationen sind Meldungen zufolge mehr als 100 Neugeborene untergebracht, von denen einige in Brutkästen liegen und künstlich beatmet werden müssen, so dass eine ununterbrochene Stromversorgung eine Frage von Leben und Tod ist.
Die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens – fast 2,3 Millionen Menschen – leidet unter akutem Wassermangel. Dies hat schwerwiegende Folgen für die Kinder, die rund die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Die Mehrzahl der Wassersysteme wurde durch eine Kombination verschiedener Faktoren, wie z. B. Treibstoffmangel und Schäden an der lebenswichtigen Produktions-, Aufbereitungs- und Verteilungsinfrastruktur, stark beeinträchtigt oder ist nicht mehr funktionsfähig. Derzeit beträgt die Wasserproduktionskapazität lediglich fünf Prozent der üblichen Tagesleistung.
Gefährdete Menschen müssen auf nicht als Trinkwasser geeignete Wasserquellen zurückgreifen, darunter Wasser mit hohem Salzgehalt und Brackwasserqualität aus landwirtschaftlichen Brunnen. Erschwerend kommt hinzu, dass die fünf Kläranlagen des Gazastreifens ihren Betrieb eingestellt haben, vor allem wegen des Treibstoffmangels, und nun mehr als 120.000 Kubikmeter Abwasser ins Meer geleitet werden.
„Die Bilder von Kindern, die verletzt und verstört aus den Trümmern gerettet werden, während sie in Krankenhäusern zitternd auf ihre Behandlung warten, zeigen das unermessliche Grauen, das diese Kinder erleiden. Aber ohne humanitäre Hilfe könnten die Todesfälle durch Angriffe nur die Spitze des Eisbergs sein“, sagte Khodr. „Die Zahl der Todesopfer wird exponentiell ansteigen, wenn die Brutkästen ausfallen, wenn die Krankenhäuser im Dunkeln bleiben, wenn die Kinder weiterhin unsicheres Wasser trinken und keinen Zugang zu Medikamenten haben, wenn sie krank werden.“
Angesichts der katastrophalen Lage der Kinder im Gazastreifen fordert UNICEF:
- Einen sofortigen humanitären Waffenstillstand.
- Die Öffnung aller Grenzübergänge zum Gazastreifen für einen sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe, einschließlich Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Treibstoff.
- Menschen mit medizinischen Notfällen im Gazastreifen müssen ausreisen dürfen oder die Möglichkeit haben, entscheidende Gesundheitsleistungen zu erhalten.
- Respekt vor und Schutz der zivilen Infrastruktur wie Unterkünfte und Schulen sowie Gesundheits-, Strom-, Wasser- und Sanitäreinrichtungen, um den Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung und Kindern sowie den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Versorgung von Kranken und Verwundeten zu gewährleisten.
In anhaltenden Notsituationen und Konflikten verfolgen die Vereinten Nationen alle relevanten und verfügbaren Berichte und nutzen Daten aus verschiedenen Quellen. Dazu gehören UN-Personal und andere Quellen vor Ort, Menschenrechtsorganisationen, Nichtregierungsorganisationen, Behörden und Medien.

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